Musikompass – eine Einführung zum Selbstverständnis

Musikerziehung ist für die Initiatoren vom Musikompass viel mehr als nur der Versuch Kindern einen Zugang zur Musik zu schenken. Sie ist ein direkter Indikator wie gelungen Bildungspolitik umgesetzt wurde. Der Musikompass versucht am Beispiel der musikalischen Bildung gegebenenfalls unglückliche Umstände zu durchleuchten und an Schwachstellen so gut es geht zu unterstützen, bzw. bestehende gute Herangehensweisen zu verstehen und zu verstärken. Musik ist direkt. Es ist eine Angelegenheit von Sekunden, die nicht über komplizierte Statistiken eruiert werden muss, ob ein Kinderchor gut klingt oder nicht; ob ein Klaviervorspiel beeindruckt oder peinlich ist-anders gesagt: Ob das Kind etwas gelernt und dabei Freude hat. Musik kann nicht lügen, sie ist in ihrem Ausdruck unmittelbar, egal ob ein drei- Jähriger behutsam den größtmöglichen Effekt aus einer Triangel entlocken möchte, man zu dritt am Lagerfeuer sitzt und der Gitarre lauscht oder auf einem Rockfestival einer von 40 000 Fans ist. In allen drei Situation spüren Rezipient und Zuhörer gleichermaßen unmittelbar ob die Musik ernst genommen und gekonnt gespielt wird. Wir behaupten, dass kein anderes Medium und kein anderer Bildungsbereich besser spiegeln kann, wie gut die Beziehung des Systems Kind-Background des Kindes-Lehrer-Struktur der Bildungsinstitution- angestrebtes Lernziel funktioniert. In jahrelanger Erfahrung wurden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Musikompass’ innerhalb dieses Systems in sehr unterschiedlichen Zusammenhängen konfrontiert: mit Kindern aus sogenannten »bildungsfernen Schichten mit Migrationshintergrund« oder großbürgerlichen Millionärskindern, die in der 4. Generation ihren wohnort nicht gewechselt haben. Wir wurden mit sehr konstruktiven aber auch teilweise katastrophalen Ansätzen konfrontiert, durch die unsere Pädagogen einen Erfahrungshorizont haben, mit Hilfe dessen Risiken und Chancen adäquat einschätzt werden können. Unser Einsatz gilt einen alters- und bildungsniveau gerechten Raum zu schaffen, in dem Musik erleb- und erlernbar ist. Wir möchten ihn in Schulen, Kitas, und Jugendzentren in einem Land etablieren, das sich so gern mit seiner Musikkultur brüstet, doch gleichzeitig immer wieder fahrlässig und überfordert mit dessen Vertretern und den nachkommenden Wurzeln der jungen Generation umgeht.